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Vor 13 Jahren von Kati Kommentare: 3

FAQ

Eigentlich rede ich gerne über Zöliakie. Die Fragen sind meistens gleich. Hier sind meine Antworten: 

Ist Zöliakie eine Allergie? 

Nein. Zöliakie ist eine Autoimmunkrankheit. Wenn ich etwas falsches esse, muss ich also keine Angst haben zu ersticken oder ein Gegenmittel nehmen. Trotzdem sind die Symptome sehr unangenehm. Ich bekomme unmittelbar nach dem "vergifteten" Essen starke Bauchschmerzen und einen dicken Bauch, meistens auch Durchfall. Außerdem weiß ich, dass mein Darm sich für eine Weile entzündet hat. Dadurch kann er keine Nährstoffe aufnehmen und das Darmkrebsrisiko steigt. Mehr Infos gibt es hier

Was passiert, wenn du einen Bissen Brot oder einen Schluck Bier trinkst? 

Iss erst mal auf. Fertig? Meistens bekomme ich Durchfall. Das ist unangenehm. Vor allem, wenn ich nicht gerade zu Hause bin. 

Wie viele Menschen haben Zöliakie? 

Etwa 200.000 Deutsche sind derzeit diagnostiziert, die Dunkelziffer ist jedoch viel höher. Mehr Infos gibt es hier.

Wie lange hast du schon Zöliakie? 

Ich wurde im Dezember 2008 diagnostiziert, also vor knapp 3 Jahren. Ich bin ca. 6 Monate lang wöchtentlich zum Arzt gegangen, bis wir herausgefunden haben, dass es sich um Zöliakie handelt. Ich habe bestimmt bereits 1-2 Jahre an der Krankheit gelitten, bevor ich diagnostiziert wurde.

Wie gehst du mit der Krankheit um?

Am Anfang ist mir der Umgang mit der Diagnose sehr schwer gefallen. Ich war gerade in einer anstrengenden Lernphase. Von der DZG wusste ich nichts. Ich habe meine Wohnung auf den Kopf gestellt, alle glutenhaltigen Sachen aussortiert und in der Uni verschenkt. Im Supermarkt habe ich die Lebensmittel manchmal zurück ins Regal gepfeffert, wenn ich Gluten in den Zutaten entdeckt habe. Ich hatte Angst, viele Dinge, die eigentlich glutenfrei sind, zu essen. 

Wie geht es dir heute mit der Krankheit? 

Inzwischen gehe ich sehr selbstbewusst mit Zöliakie um. Ich habe eine Freundin verloren, aber mein eigenes Unternehmen gegründet. Ich bekomme fast täglich positives Feedback zu glutenfreiheit. Deswegen mache ich weiter. Auch meine Familie und meine Freunde unterstützen mich im Großen und Ganzen sehr. Ein paar Spezialisten, können inzwischen perfekt glutenfrei kochen. 

Was vermisst du am meisten?

Ich war früher der absolute Fast-Food-Junkie. Ich habe fast nur Burger, Pizza und Co. gegessen und das vermisse ich sehr. Nicht nur der Geschmack, sondern auch die Auswahl und die Unbeschwertheit einfach alles essen zu können. Ich finde es schade, auf einmal diszipliniert und konsequent sein zu müssen, wenn es ums Essen geht. 

Ich könnte das nicht.

Das dachte ich auch. Ich muss aber. Und da ich das weiß, beiße ich nicht mal eben so in ein Baguette. Auch wenn ich etwas getrunken habe, reiße ich mich zusammen. Ich habe noch nie bewusst etwas glutenhaltiges gegessen.

Ist es leicht für dich auswärts oder im Supermarkt etwas zu essen zu finden?

Selbst kochen ist für mich kein Problem. Reformhäuser, aber auch viele Supermärkte haben glutenfreie Produkte. Die sind zwar ganz schön teuer, aber - bis auf einige Ausnahmen - lecker und ich koche sehr gerne und inzwischen auch ganz gut. Trotzdem gehe ich häufig auswärts essen. Ich versuche ein Restaurant auszuwählen, in dem es mehr als Salat für Zöliakiekranke gibt und diskutiere dann gerne mit dem Kellner bis er verstanden hat, was ich essen darf. Nur auf formellen Veranstaltungen oder zum Beispiel Hochzeiten finde ich es unangenehm, mir eine Extrawurst zu organisieren. Deswegen esse ich manchmal vorher, wenn ich weiß, dass mich ein Buffet erwartet.

Macht glutenfreie Ernährung schlank?

Nein. Gluten ist weder ungesund, noch macht es dick. Mich ärgern Diäten zum Abnehmen, die eine glutenfreie Ernährung empfehlen. Klar steigt dadurch auch die Nachfrage nach glutenfreien Produkten, die dann möglicherweise billiger angeboten werden. Andererseits ist es eher kontraproduktiv, wenn sich jemand freiwillig glutenfrei ernährt und irgendwelche Gerüchte darüber verbreitet oder zwischendurch in ein belegtes Brötchen beißt. Das schadet der Aufklärung und kann dazu führen, dass Kellner und Köche die echten Zöliakiekranken weniger ernst nehmen.

Könnte es sein, dass ich auch Zöliakie habe?

Allein der Verdacht ist es wert zum Arzt und zwar zu einem Gastroenterologen zu gehen. Viele Menschen denken, sie haben einen Reizdarm und ein paar Jahrzehnte später haben sie dann aus heiterem Himmel Darmkrebs. Um sicher zu gehen, würde ich schnell zum Arzt gehen. 

Kann die Zöliakie irgendwann weggehen? 

Das war auch mein erster Gedanke. Leider gibt es bisher kein Heilmittel. Die einzige Therapie ist die lebenslange Ernährungsumstellung. Allerdings forschen Mediziner vor allem in den USA an einem Gegenmittel. Vielleicht gibt es das irgendwann doch. Ich mache mir allerdings keine falsche Hoffnung, sondern versuche einfach die Realität zu akzeptieren.

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Kristin Total gut!
Am Besten hat mir das "Iss erstmal auf!" gefallen! xD Ich werde mir einige deiner Antworten im Kopf abspeichern, denn das sind wirklich DIE Fragen, wenn es darum geht, fremdem Menschen zu erklären, warum wir so sind, wie wir sind - "diszipliniert und konsequent" eben! ;) Vor 13 Jahren
claudia Gelungene Auflistung, die Du da zusammengestellt hast!
Sie zeigt wie vielschichtig sich Zöliakie in allen möglichen Lebenslagen wiederfindet- nicht immer ohne Kummer zu bereiten. Von manchen Dingen, Gewohnheiten und auch Menschen muss man sich verabschieden... doch man gewinnt auch viel Neues hinzu! Natürlich "bleibt einem nichts anderes übrig"- aber wenn man die Krankheit als Freundin annimmt und zu sich einlädt, dann findet man heraus welche Kraft und Stärke in einem steckt.
Ich finde, darauf kann jede/r mit dieser oder einer anderen Krankheit/Einschränkung sehr stolz sein!
Vor 13 Jahren
manuela ...diszipliniert und konsequent! Ja das müssen die Zölianier wirklich sein!
Deine FAQ zu lesen zeigt wie sehr du dich mit der Zöliakie indentifizierts und sie nicht als Feind betrachtest! Das macht bestimmt vielen Neudiagnostizierten Mut! Vor 13 Jahren

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Dieser Artikel wurde von Kati geschrieben

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Eine der angenehmen Begleiterscheinungen meines Berufes ist die, dass ich „ganz in Ruhe“ solche schönen Veranstaltungen wie die Anuga in Köln durchstöbern kann. Neben meinen eigentlichen Aufträgen war ich natürlich rasend an den Entwicklungen in der Organic- und Bio-Halle sowie der Backwarenwelt interessiert.

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