Glutenfrei durch Kalifornien
Für Zölis ist jede Reise ein kleines Abenteuer. Wer nur mit einer glutenfreien Notration reist, erlebt viele Überraschungen.
Ich reagiere oft leicht gereizt, wenn Freunde oder Bekannte mir ein Bier anbieten oder mit mir Pizza bestellen wollen. Man lädt ja auch keinen Rollstuhlfahrer zum Marathon ein, oder?
Letzte Woche war ich mit ein paar neuen Leuten unterwegs. Einer von ihnen wollte mich auf ein Bier einladen. Bevor ich ihn genervt von der Seite anpöbeln konnte, hielt ich ein glutenfreies Bier in der rechten Hand.
Eine Freundin von mir ist Vegetarierin, kann sich aber den obligatorischen Cheeseburger nicht verkeifen, wenn sie betrunken ist. Letztes Jahr in London habe ich einen Neuseeländer kennengelernt. Seine beste Freundin hatte ihm einen glutenfreien Geburtstagskuchen gebacken. Freudestrahlend wollte ich meinen Leidensgenossen von hinten umarmen. Bis ich das Dosenbier in seiner Hand entdeckte. Als er mich schuldbewusst ansah, konnte ich es ihm nicht übelnehmen. Schließlich hatte er Geburtstag. Einen Schluck wollte ich trotzdem nicht.
Mir würde so etwas nie passieren. Dachte ich. Eineinhalb Jahre lang habe ich dankend abgelehnt. Manchmal musste ich dabei tief durchatmen und aus dem Fenster starren, während die anderen zum Nachtisch Eis oder Crêpes verdrückten. Am Mittwoch hat mir ein Freund einen Cookie angeboten. Gierig hab ich mir einen großen Brocken in den Mund gesteckt, bis ich gemerkt hab, dass Cookies ja auch Nahrungsmittel, nämlich Kekse sind. Erschrocken habe ich das Ding wieder ausgespuckt und den Mund ausgespült. Aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass es zu spät war. Den ganzen Abend hatte ich die Toilette im Visier. Passiert ist glücklicherweise nichts.
Habt ihr schon einmal gesündigt? Was konntet ihr euch nicht verkneifen? Wie lehnt ihr galant glutenhaltige Angebote ab?
Dieser Artikel wurde von Admin geschrieben
Für Zölis ist jede Reise ein kleines Abenteuer. Wer nur mit einer glutenfreien Notration reist, erlebt viele Überraschungen.
Zöliveranstaltungen sind komisch. Anders als bei normalen Clubs und Vereinen, in denen man gemeinsame Interessen und Hobbies hat, verbindet Zölis "nur" die Krankheit.
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Ich empfand dann sogar manchmal Schuldgefühle, andere mit meiner Krankheit "belästigen" zu müssen. Vorallem wenn die Kommentare aus der engsten Verwandschaft kamen, die es eigentlich besser wissen müsste.
Einen Monat nach meiner Diagnose konnte ich die Sprüche nicht mehr hören und habe ein Stück Pizza gegessen. "Das ist doch alles Einbildung", "stell dich nicht so an", "das bisschen"...Doch mein Körper lehrte mich das Gegenteil. Nach dem einen Stück war ich für über einen Monat lahm gelegt, konnte vor Schmerzen kaum aufstehen.
Eine gute Freundin hat nach diesem Vorfall immer wieder glutenfrei gekocht, obwohl sie gar nicht betroffen war, hat mich "vergessen" lassen, dass ich krank bin und das ohne unvorsichtig zu werden.
...Seitdem nie wieder bewusst gesündigt! :-) Vor 13 Jahren