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Vor 13 Jahren von Kati Kommentieren

Prost, Mahlzeit

Zölis haben etwas gemeinsam: die Krankheit. Und trotzdem sind wir nicht alle gleich. Wir gehen alle unterschiedlich mit der Zöliakie um. Das merke ich vor allem bei den vielen Nachrichten, Kommentaren und Antworten des Adventskalendergewinnspiels. 

Bei der Frage danach wie ihr reagiert, wenn ihr zum Essen oder auf ein Bier eingeladen werdet, habe ich mich bei einigen Antworten erschrocken. Viele lehnen Einladungen dankend ab oder behaupten sogar Bier schmecke ihnen nicht, nur um sich die langen Erklärungen zu sparen. Das ist zwar traurig, aber menschlich. Auch ich möchte nicht bei jeder Gelegenheit als Freak im Mittelpunkt stehen. Gerade bei beruflichen Anlässen oder neuen Bekanntschaften halte ich mich manchmal etwas zurück und navigiere mich unauffällig an Gluten vorbei. Meistens weise ich jedoch auf meine Zöliakie hin und erkläre bei Bedarf, was die Krankheit ist und welche Einschränkungen sie mit sich bringt. Ich freue mich, wenn mein Gegenüber bereits informiert ist und Verständnis zeigt. Und jedesmal, wenn ich einen Ahnungslosen aufkläre, bin ich danach stolz, da ich hoffe, dass dieser verständnisvoller auf den nächsten Zöli, den er kennenlernt, zugeht. 

Wenn wir Zölis zum Essen eingeladen werden, suchen wir den Ort aus oder telefonieren hinter dem Rücken des Spendablen mit dem Koch. Möchte jemand für uns kochen, bringen wir unser Essen oder die Zutaten meist selbst mit oder bieten unsere Hilfe beim Kochen an. Das ist anstrengend für uns und für den Gastgeber. Aber nur so können wir sicher sein, dass der Abend auch nach der Mahlzeit weiterhin entspannt verläuft. Eine Teilnehmerin unseres Adventskalendergewinnspiels antwortete, dass sie nach dem Essen froh ist, wenn sie alles ohne Probleme vertragen hat. Auch wenn wir die Menschen, die für uns Kochen, meist mögen, sollten wir nicht aus Zuneigung in Kauf nehmen, Gluten zu essen. 

Eine Nutzerin schrieb, dass sie versucht, sich rauszureden, wenn sie eingeladen wird. Sie sagt dann, dass sie nicht gerne in Gesellschaft isst, ihr es aber nichts ausmacht, trotzdem dabei zu sein, weil sie es gewohnt ist, anderen beim Essen zuzusehen. Diese Antwort hat mich getroffen. Sie erinnert mich an die Vermeidungsstrategie einer Magersüchtigen. 

Gestern war ich mit Jörg asiatisch essen. Der Kellner hat mich leider überhaupt nicht verstanden, weigerte sich aber, Hilfe zu holen oder mich mit jemand anders sprechen zu lassen und versicherte mir mehrmals, das Essen sei gut für mich. Während der Verhandlung war ich fast den Tränen nah und wurde immer aufgebrachter. Hinterher habe ich Jörg gefragt, ob ich übertrieben habe. Aber er versicherte mir, dass ich auch hätte aufstehen und gehen können, so wie ich behandelt wurde. Essen gehen soll Spaß machen. Aus Rücksicht auf meine Begleitung ängstlich und skeptisch irgendwelche Soßen zu löffeln, macht keinen Spaß. Deswegen sollte man sich nicht schämen, mehrmals nachzufragen und darauf zu bestehen, mit dem Koch persönlich zu sprechen. Das nächste Mal, renne ich dem Laden die Küche ein...

Welche Erfahrungen habt ihr gemacht? Wie reagieren eure Gastgeber und Begleitungen, wenn ihr sie oder Kellner auf eure Zöliakie hinweist?

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Dieser Artikel wurde von Kati geschrieben

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