Behindertenfrühstück
Ich war noch nie eine große Frühstückerin. Das Gefühl von Brunch am Wochenende, Frühstücken gehen mit Freunden – das vermisse ich allerdings sehr.
Manchmal habe ich keine Lust, ein Zöli zu sein. Immer dann, wenn ich versuche, normal zu leben und merke, dass ich irgendeine giftige Zutat, die Gluten enthalten kann, vergessen habe aufzuzählen, als ich mein Essen bestellt habe. Angedickte Soßen, der Geruch von Sojasoße, Brotkrümel auf der Suppe, Pommesgewürz auf den Fritten. Eigentlich müsste ich das Essen zurückgehen lassen und um ein Neues bitten, wieder warten und dann erst essen. Oder ich schaue es argwöhnisch an und versuche mir einzureden, dass die Sojasoße bestimmt clean ist. Und dann habe ich keinen Hunger mehr.
Was mir hilft, sind meine Freunde. Manchmal, wenn sie merken, dass ich nicht mehr kann, einfach keine Lust mehr habe,kurz davor bin, den Laden zusammenzubrüllen oder in Tränen auszubrechen, nehmen sie mir mein Essen weg und die Sache in die Hand. Sie bestellen etwas Neues für mich, verhandeln mit dem Kellner oder bieten an, den Laden fluchtartig zu verlassen. Und das tut gut.
Vor meiner Familie und meinen Freuden ist es mir nie peinlich oder unangenehm, lange Diskussionen mit Kellnern zu starten. Weil ich weiß, dass sie mich verstehen. Wenn ich in einem Restaurant schlechte Erfahrungen gemacht habe, meiden sie das Restaurant in Zukunft, wenn ich dabei bin oder gehen selbst nicht mehr hin, weil sie eine Kultur, in der Gäste angelogen werden, nicht unterstützen wollen oder jetzt wissen, dass in dem Restaurant kein Essen frisch zubereitet wird.
Bei meiner Selbsthilfegruppe war eine Zöliakiekranke, die erzählte, dass sie wieder angefangen habe, Brötchen zu essen. Sie arbeitet in einer Autowerkstatt, in der sich ihre Kollegen in der Kantine über sie lustig machen. Auch ihr Freund hat nicht immer Verständnis für ihre Krankheit und sagt ihr manchmal, dass sie sich nicht so anstellen soll. Deswegen greift sie jetzt wieder zum frischen, knackigen Brötchen beim Bäcker um die Ecke.
Ich glaube, wenn mein Freundeskreis, in dem außer meiner Schwester niemand betroffen ist, meine Krankheit nicht akzeptieren würde, hätte ich selbst auch mehr damit zu kämpfen und es fiele mir schwerer, immer diszipliniert zu sein. Deswegen danke ich meinen Freunden und entschuldige mich jetzt schon für meine zukünftigen Launen!
Wie unterstützen euch eure Freunde? Oder müsst ihr noch für Verständnis kämpfen?
Dieser Artikel wurde von Kati geschrieben
Ich war noch nie eine große Frühstückerin. Das Gefühl von Brunch am Wochenende, Frühstücken gehen mit Freunden – das vermisse ich allerdings sehr.
Zölis haben etwas gemeinsam: die Krankheit. Und trotzdem sind wir nicht alle gleich.
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Liebe Grüße,
Claudia Vor 13 Jahren