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Vor 13 Jahren von Sabine Kommentare: 3

Lässt sich mit leben, oder?!

Nach fast 21 Jahren hatte ich letzten Herbst endgültig die Schnauze voll. Voll von ständiger Müdigkeit, voll von täglichen Magen-Darm-Beschwerden, Krämpfen und Schmerzen. Auch alle um mich herum hatten genug. Unter Freunden war ich immer als die Kränkliche bekannt, meine Brüder waren von meinen jahrelangen Beschwerden genervt. 100 Fehltage in der Schule waren keine Seltenheit, ein Jahr Auszeit wurde dringend notwendig, da Körper und Immunsystem letztendlich nicht mehr mitmachen wollten, das Abitur wurde zu einer körperlichen anstatt einer geistigen Qual. Doch das fand nun alles ein Ende.

Mein Hausarzt war in der Vergangenheit zwar recht kompetent, aber schludrig, übersah die wichtigen Befunde anderer Ärzte, die vor Jahren zur Lösung hätten
führen können, und tat meine Torturen mit Reizdarm und Stress ab.
Ich suchte mir also Hilfe beim guten, alten Dr. Internet, durchforstete alle möglichen Krankheitsbilder, ernährte mich durch Zufall eine Woche lang glutenfrei und war seit Jahren das erste Mal beschwerdefrei. Das nach dieser Woche erste Stück Brot zum Frühstück brachte dann fast den Kollaps während eines Einkaufs. Daraufhin wendete ich mich ein weiteres Mal an meine Ärzte und endlich stieß man auf des Übels Grund.

"Zöliakie, was heißt das nun? hmm...glutenfrei? Lässt sich bestimmt mit leben, oder?!" Was dann alles erst einmal von der Essensliste verschwand, führte mir die Veränderung dann aber schnell vor Augen. Die nächsten Tage waren ein massiver Trost für die nun lebenslang folgende "Einschränkung". Die Schmerzen verschwanden, mein Geburtstag kurz darauf war bisher der Schönste. Ohne Toilettenunterbechungen stießen mein Vater und ich mit einer Flasche Sekt an und diskutierten darüber, auf welches Essen wir die nächsten Tage Lust hätten.

Irgendwie spaltete die Zöliakie auch mein Freundschaftsbewusstsein. Die typische-Sprüche-Fraktion und die Anderen. Die Anderen, bei denen ich entspannen kann, die die nötige Ernsthaftigkeit mitbringen ohne dabei zu verbissen an das Thema ranzugehen. Besonders zwei Freundinnen helfen mir über so manches Tief hinweg. Sie erklären anderen meine Situation, wenn ich es nicht schon wieder tun will, überprüfen Lebensmittel so souverän, wie Betroffene selbst, schmeißen wie selbstverständlich selbstmarinierte glutenfreie Steaks auf den Grill und lassen mich dadurch oftmals vergessen, dass ich eigentlich eine lebenslange Krankheit habe.

Solche Reaktionen zeigen mir immer wieder, dass Zöliakie kein Urteil sein muss, sondern durchaus Wege für neue Vielfalt eröffnet. "Lässt sich bestimmt mit leben, oder?!" Und wie! :)

Foto (Brot): Joujou/pixelio.de, 2011

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Harald Wencke Zöliakie ist doch keine Krankheit... krank wird man erst, wenn man glutenhaltige Nahrungsmittel zu sich nimmt. Lässt man sie weg, ist man völlig gesund. Vom Blutbild bishin zu sämtlichen Organfunktionen gibt es keine Unterschiede zu jemandem ,der keine Zöliakie hat.Ich habe seit meinem ersten Lebensjahr Zöliakie ,heute bin ich 40 und rücklickend kann ich nur sagen,das ich mich noch nie hinsichtlich dieser Nahrungsmittelunverträglichkeit in irgend einer Weise eingeschränkt gefühlt habe. Im Gegenteil. ich bin auch der festen Überzeugung das glutenfreie Ernährung auch die gesündere ist. Glutenfrei heißt in erster Linie einen anderen Umgang mit Lebensmitteln pflegen. Also selberkochen aus frischen Zutaten und keine industriell vorgefertigten Lebensmittel verwenden, deren Zutatenlisten einer chemischen Nomenklatur ähneln. Auf Mac Donalds und Co. kann man getrost verzichten. Ich habe bisher auch noch in jedem Restaurant etwas glutenfreies gefunden, und damit meine ich keine Salate. Das Leben mit Zöliakie ist manchmal etwas unbequem, aber unproblematisch. Von allen Allergien,Unverträglichkeiten oder Krankheiten ,die es so gibt, ist mir die Zöliakie am liebsten. Selbst ein banaler Heuschnupfen ist schlimmer, da er mich in meinem körperlichen Befinden regelrecht einschränkt und quält . Hätte ich die Wahl zwischen 3 Monaten Heuschnupfen im Jahr oder Zöliakie ,würde ich letzteres sofort bevorzugen. Amüsant ist es immer wieder von anderen zu hören, wenn sie verwundert fragen, ob man sich dann nur von Reis und Mais ernährt.???So gut wie alle Lebensmittel, die nicht industriell verarbeitet werden, sind von Natur aus glutenfrei.Für den Rest gibt es inzwischen ein reichhaltiges Angebot.
Zöliakie war für mich noch nie eine Einschränkung. Zurücklickend eher ein Gewinn an Lebensqualität und Gesundheit. Mir ist bislang noch kein übergewichtiger Zöli über den Weg gelaufen. Die meisten Aus diesem Personenkreis sind überaus Gesund und man sieht es Ihnen auch an. Vor 11 Jahren
sabine Danke für das Angebot, ich habe aber eigentlich keinerlei Probleme mich glutenfrei zurecht zu finden ;-)
Ich wohne nicht direkt in Mainz, deswegen esse ich dort meist nur bei Freunden oder in Stammläden.
Gehetzte Kellner und Co sind anfangs meist überfordert mit jeglichen Sonderleistungen. Aber mit Geduld und Feingefühl lässt sich das alles bewältigen.

Für Mensa, Cafeterien und Buden auf dem Campus sieht es da leider eher schwarz aus. Das Studentenwerk stellt zwar Speisepläne mit Allergieangaben online, nur leider bleibt außer Reis und Salat nicht viel übrig. Und selbst da habe ich mit Kontamination schlechte Erfahrungen machen müssen.
Also Augen auf! ;-) Vor 13 Jahren
yvonne hey!
ich werde ab oktober auch in mainz studieren, werde demnächst auch dorthin ziehen. bei mir wurde zöliakie diagnostiziert, als ich 9 jahre alt war. vielleicht hast du ja ein paar tipps, wo man in mainz an glutenfreies essen kommt:) würde mich freuen! vielleicht kann ich dir ja auch weiterhelfen, hab ja schon ein paar jahre mehr zöliakie-erfahrung:)
liebste grüße,
yvonne Vor 13 Jahren

Autor

Dieser Artikel wurde von Sabine geschrieben

Sabine ist 21 und studiert an der Uni in Mainz Mathematik auf Lehramt. Ihre Diagnose war 2010, aber schon seit frühester Kindheit hatte sie Probleme. Trotzdem ist sie zu hoch gewachsen. Glutenfreies Kochen geht ihr mittlerweile leicht von der Hand.

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Ich kann nicht gut lügen. Auch im Umgang mit der Zöliakie habe ich mir vorgenommen geduldig zu sein und offen über die Krankheit zu sprechen.

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