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Vor 13 Jahren von Kati Kommentare: 6

Jaja

Ich kann nicht gut lügen. Auch im Umgang mit der Zöliakie habe ich mir vorgenommen geduldig zu sein und offen über die Krankheit zu sprechen. Das kann zwar nervig sein, hilft aber, sich daran zu gewöhnen und macht die Welt ein Stück glutenfreier, je mehr Kellner und Köche man missioniert hat.

Trotzdem gibt es manchmal Situationen, in denen ich nicht so offen sein kann, um andere nicht zu verletzen. An meinem 25. Geburtstag haben zwei Freunde mir ein selbstgekochtes glutenfreies 5-Gänge-Menü geschenkt. Für eine Frischdiagnostizierte eines der besten Geburtstagsgeschenke. Da beide viel Zeit mit mir verbringen und sich deshalb gut auskennen, welche Zutaten glutenfrei sind und welche nicht, hatte ich keine Bedenken und habe sorglos alles mitgegessen, was sie mir vorgesetzt haben. Nur beim Vanilleeis habe ich noch einmal schnell selbst auf die Verpackung geschielt und mich überzeugt, dass alles sicher ist. Einige Zeit nach dem Essen ging es los. Ich hatte plötzlich starke Bauchschmerzen und musste auf Toilette rennen. Ich habe versucht, mir nichts anmerken zu lassen, um ihnen nicht die Freude zu verderben. Erst ein paar Tage später habe ich zugegeben, dass irgendwas mit dem Essen nicht stimmte. Was genau vergiftet war, konnten wir bis heute nicht herausfinden.

Letztes Wochenende war ich auf einer Hochzeit eingeladen. Die Braut hatte extra Bescheid gegeben, dass eine ihrer Gäste, kein Gluten verträgt. Der Chefkellner kam beim Essen freudestrahlend auf mich zu und begrüßte mich mit meinem Namen. Bei jedem Gang erklärte er mir, was ich essen darf und was nicht und ging mit mir gemeinsam das Buffet durch. Die gute Nachricht: bis auf Brot und Kroketten konnte ich alles essen. Für meinen Fisch hatte der Koch mir eine eigene Soße gemacht. Ich habe mich sehr gefreut, weil ich wirklich nicht damit gerechnet habe. Nur beim Nachtisch erkundigte ich mich bei meiner Tante, ob Krokant Mehl enthalten könnte. Als sie verneinte, stapelte ich mir das Krokanteis auf denTeller. Leider musste ich im Laufe des Abends mehrfach zur Toilette rennen und hatte ein bisschen Angst in meinem Abendkleid schwanger auszusehen. Auf die Frage des Brautpaars, ob das Essen okay sei, versichterte ich ihnen, dass alles Bestens sei. Sie haben sich wirklich Mühe gegeben und ich wollte ihnen an ihrem Tag einfach kein schlechtes Gefühl machen. Vielleicht werde ich es ihnen bei meiner Hochzeit beichten.

Vertraut ihr Freunden, wenn sie euch Essen zubereiten? Und wie übt ihr Kritik, falls etwas schief geht?

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Harry Wieso Krankheit? krank wird man erst, wenn man sich nicht glutenfrei ernährt. Ansonsten ist man doch völlig gesund. Also ein banaler Heuschnupfen hat für mich einen echten Krankheitswert. Aber Zöliakie?
Was Freunde betrifft, ist es wichtig,gleich offen zu sein und damit normal umgehen. Eine falsche Zurückhaltung ,nur um niemanden zur Last zu fallen, ist nicht angebracht. Damit stößt man andere nur vor den Kopf. Vor 11 Jahren
Sarah Hallo,

ich habe mich auch oft gewundert wieso ich Probleme bei Gerichten habe, die ich sogar selbst gekocht habe oder meine Mutter, die 100% weiß, worauf sie achten muss. Ich habe herausgefunden, dass ich auch Fett nicht gut vertrage und mein Arzt hat mir bestätigt, dass das bei vielen Zöliakie Patienten der Fall ist. (ich habe keine Laktose-Intoleranz) Also bei fetthaltigen Gerichten, mit z.B. Eis Käse oder Sahne muss nicht zwangsläufig Gluten enthalten sein, aber man denkt das dann schnell... Vor 12 Jahren
Steffi Hallo Kati,

vielleicht war es doch das Krokant-Eis?? Ich habe auch immer gedacht, dass da nichts passieren kann, habe aber jetzt kürzlich ein Krokant-Eis gegessen und da ging es mit ähnlich wie Dir.... Auf jeden Fall finde ich das auch sehr schwierig. Nicht jedem Restaurant traue ich es zu, wirklich glutenfrei zu kochen, wenn die einen schon sparsam ansehen, wenn man sagt, worum es geht, kann man besser gleich nur Salat bestellen. Ich habe aber bisher auf Feiern (Hochzeit, Silberhochzeit etc.') nur gute Erfahrung gemacht. Die fanden aber bisher auch immer in guten Restaurants statt. Ich hatte das dann immer so wie Du, dass man mir gesagt hat, was man essen darf bzw. ich habe etwas auf einem Teller serviert bekommen - und bisher keine Probleme anschließend gehabt. Ich habe schon mal mit meiner Mutter großen Streit wg. meinem Essen gehabt. Sie will es einfach nicht verstehen. Ist nicht einfach.... Aber mit der Zeit lernt man, darüber hinwegzusehen, wenn man so Kommentare bekommt, als stelle man sich nur an. Spätestens wenn jemand einmal mitbekommen hat, wie es einem geht nachdem man was falsches gegessen hat,, werden sie ruhiger - so ist es zumindest bei meiner Mutter....Ich wünsche Dir weiterhin viel Erfolg und hoffentlich ein paar mehr gute Erfahrungen!
Vor 13 Jahren
sabine Ich sehe das ganz ähnlich wie du, Kati.
Wenn sich Freunde und Bekannte so richtig Mühe gegeben haben und einen mit freudigem Blick fragen, ob alles ok ist, fällt es mir persönlich viel zu schwer ihnen dann eins reinwürgen zu müssen.
Daher passe ich beim nächsten Mal entweder insgeheim besser auf oder kläre das einige Zeit später in einer entspannteren Situation, damit man die "Enttäuschungsscherben" nicht sofort bei diesem gemütlichen Abend/ Fest klirren hört. Vor 13 Jahren
Svenja Hallo Kati,
ich spreche eigentlich immer sehr offen über meine zöliakie.ich habe nur manchmal angst dass ich andere damit nerve, da viele es auch nicht nachvollziehen können.aber ich bin auch der meinung, umso mehr menschen davon wissen, umso leichter wird es für uns, vor allem in restaurants etc.
allerdings ist mein vetrauen gegenüber köchen und freunden und bekannten die für mich kochen wollen, noch nicht sehr groß.seit ich vor 2 jahren die diagnose zöliakie und fructose intoleranz und einigen anderen lebensmittelallergien bekam, lehne ich immer noch grundsätzlich jede einladung ab und tauche meist bei festen erst nach dem essen auf oder esse zu hause. ansonsten habe ich immer etwa 1kg frischer karotten dabei, falls der hunger doch noch auftauchen sollte.

lg Vor 13 Jahren
claudia Jaja - das (manchmal leidige)Thema mit dem Vertrauen und dem Hang zur Kontrolle... ich habe das Gefühl es ist eine der Lebensaufgaben, die zu erlernen man als Zöliakie-Betroffener, üben darf. Mein einschneidenstes Erlebnis in der Richtung waren 4 Tage zu Gast bei meiner Schwiegermama. Sie ist ein sehr offener und toleranter Mensch und rief vor unserem Eintreffen extra noxh 2 Mal an um sich zu erkundigen ob dies oder das beim Essen für mich OK sei. Ich war erfreut doch auch skeptisch- in jedem Fall aber gespannt. Grundsätzlich hat sie schon sehr Vieles umgesetzt und die Gerichte von den Zutaten her glutenfrei geplant. Die kleine Details in Punkto Küchenhygiene ließen sich aber auch nach wiederholtem (sehr zaghaftem und tapferem) Daraufhinweisen nicht verändern. Das "normale" Brot schnitt sie weiterhin auf der Arbeitsplatte und danach an selber Stelle das Gemüse. Ich hab schlussendlich nur mein eigenes Essen gegessen und mir extra was gekocht, weil ich es nicht mehr aushielt. Es fühlte sich irgendwie mies an ihr zu sagen, dass sie eine total schmutzige Küche hat... ist jetzt nicht unbedingt das was man der Mutter seines Liebsten gern vor den Latz knallt... Zu meinem Glück leide ich nach einer Glutenladung gefühlt nur an ziemlichem Bauchrumoren und muss nicht sofort die Toilette für mich beanspruchen.
Wie ich es aber bei unserem nächsten Besuch dort halten werde weiß ich noch nicht. Gerade Menschen die sich wirklic bemühen schlussendlich doch sagen zu müssen, dass ihr Bemühen praktisch umsonst war finde ich immer sehr schwer. Ob beim glutenfreien Essen oder in anderen Lebenslagen. Aber tatsächlich merkt man, dass je öfter man es übt es umso leichter wird. In unserem Fall ist der Grund der Kritik ja eine Krankheit und nicht eine alberne zickige Mäkelei aus einer Laune heraus. Vor 13 Jahren

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Dieser Artikel wurde von Kati geschrieben

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