Hinter den Kulissen von glutenfreiheit.org
Im Gegensatz zu Internetseitenbetreibern, die Schuhe oder Autoversicherungen verkaufen, ist glutenfreiheit.org eine Herzensangelegenheit, denn es geht um Menschen.
Gestern erreichte mich ein Brief, von einer Zöliakiekranken, den ich euch nicht vorenthalten möchte:
Es gab eine Zeit, da wollte ich keine Zöliakistin sein. Die Jahre, als ich 8 bis 16 Jahre alt war.
Ich fühlte mich gesund, aber nicht frei.
Die Zöliakie machte mich unfrei und stellte mir Verbote und Regeln.
Ich fühlte mich genauso stark wie meine gleichaltrigen Freunde.
Ich fühlte mich nicht krank und wollte essen, was meine Freunde aßen, und das tat ich dann auch, heimlich.
Ich aß soviel Verbotenes, wie ich nur konnte, um mir selbst zu beweisen oder mich selbst zu unterstützen in der Annahme, dass mich nichts krank machen könnte.
Ich war sehr jung und tatsächlich stark, mit einem guten Immunsystem und trug (bis jetzt) keinen Schaden aus meinen Sünden.
Ich weiß nicht mehr, was der Auslöser war. Ich glaube, ich hatte plötzlich große Angst zu sterben und begann von einem Tag auf den anderen, mich rein glutenfrei zu ernähren.
Heute gehe ich sehr gelassen mit dem Thema um.
Ich habe Zöliakie, und das ist gut so. Jeder Mensch besteht aus tausenden Steinchen, die mit Erlebnissen, Erfahrungen, Tiefgängen und Höhenflügen gefüllt sind.
Einer meiner Puzzlesteine heißt Zöliakie, und wenn ich den nicht hätte, wäre ich nicht Anna.
Ich fühle mich nicht benachteiligt oder sogar unnormal mit der Zöliakie, aber natürlich bin ich manchmal eifersüchtig auf das Essen anderer.
Ich glaube, deshalb habe ich ein wenig "Futterneid"; ich mag es nicht so gern, wenn andere meine Ration aufessen und das für mich bestimmte Essen teilen wollen.
Ich sage immer, ich bin nicht krank, ich bin gesund. Nur wenn ich Gluten esse, bin ich krank. Danach lebe ich. Gesund.
Wenn mich jemand fragt, erzähle ich bereitwillig über die Diät, nach der ich leben muss, die natürlich mein Leben bestimmt, aber die mein Leben nicht übernimmt.
Ich denke selten an meine Zöliakie.
Ich interessiere mich gar nicht für Selbsthilfegruppen. Ich respektiere andere Zöliakisten, die den Erfahrungsaustausch schätzen und sich gegenseitig aufbauen, oder es brauchen, mal unter "ihresgleichen" zu sein.
Ich komme so gut klar mit meiner Zöliakie im alltäglichen Leben und fühle mich so "normal" und gesund, dass ich mich eher krank fühlen würde, ginge ich zu den Gesprächsgruppentreffen.
Ich denke, dieses Gefühl haben mir meine Eltern vermittelt. Sie haben mich nie als krank bezeichnet.
Meine Eltern haben mit großer Energie und viel Liebe die Brücke von Allergie-krank zu gesund-sein gebaut.
Sie haben diesen Zustand "besonders" genannt. Und so empfand ich meine Kindheit immer schon als sogar reicher als die der anderen "normalen" Kinder.
Meine Eltern führten, solange ich bei ihnen gelebt habe, einen glutenfreien Haushalt. Wenn es Pfannkuchen gab, aßen alle glutenfreie Pfannkuchen.
— Anna Schwabroh geb. 1979, Dezember 2005
Wie geht ihr mit der Zöliakie um? Falls ihr eure Gedanken teilen wollt, schreibt uns eine E-Mail.
Dieser Artikel wurde von Kati geschrieben
Im Gegensatz zu Internetseitenbetreibern, die Schuhe oder Autoversicherungen verkaufen, ist glutenfreiheit.org eine Herzensangelegenheit, denn es geht um Menschen.
Wenn ich groß bin, möchte ich Kinder haben. Die Chance, dass eins ebenfalls von Zöliakie betroffen ist, ist ziemlich hoch.
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