Herzlichen glutenfreien Glückwunsch

Im Mai habe ich meinen dritten glutenfreien Geburtstag gefeiert. Nachts überraschte mich mein Freund mit einem glutenfreien Kuchen. Den hatte er heimlich im Supermarkt gekauft. Das habe ich gar nicht gemerkt, weil ich zu sehr auf meine glutenfreie Tiefkühlpizza fokussiert war. Ein Kuchen mit Kerze darf bei keinem Geburtstag fehlen. Und wenn der Kuchen nicht nur dekorativ, sondern auch essbar ist, vergisst man für eine Geburtstagssekunde beim Kerzenauspusten, dass man ein Zöli ist.

Wenn ich Gäste zu mir einlade, dann koche ich glutenfrei für alle. Ich habe keine Lust, mir auf meiner eigenen Party etwas verkneifen zu müssen und nutze die Gelegenheit, meinen Freunden zu zeigen, dass glutenfreies Essen schmeckt. Gerne bin ich auch bereit, dafür etwas mehr Geld auszugeben. Diesmal gab es Chilli con Carne. Für mich und meinen glutenfreien Gast gab es dazu glutenfreies Knäckebrot - für die anderen Gäste habe ich normales Baguette gekauft. Im Kühlschrank stand neben glutenfreiem Bier für mich, normales Bier für die anderen. Das musste leer werden, schließlich kann ich mit den Resten nichts anfangen.

Fast jedes Geschenk hatte einen Bezug zur Zöliakie. Meine Kusine brachte mir eine Kiste irisches Cider, das es nicht an jeder Ecke zu kaufen gibt. Ein anderer Freund, der zwei Zölis in seinem Freundeskreis hat, überreichte mir glutenfreie Brownies und glutenfreie Schokolade. Meine Arbeitskollegen haben mir gemeinsam eine Brotbackmaschine geschenkt, damit ich sie nicht mehr damit nerven kann, dass mir in Deutschland das Brot nicht schmeckt. Verschiedene Mehl- und Körnersorten gab es gleich dazu. Ich freue mich schon, sie bald auszuprobieren und endlich mal wieder frisches Brot zu essen. Bis auf einen gutgemeinten Glückskeks waren alle Geschenke verträglich.

Bei meinem ersten glutenfreien Geburtstag sah das Ganze noch anders aus. Viele Bekannte brachten unüberlegt normale Kuchen und Puddings mit. Dies war zwar lieb gemeint, aber nur wenige Monate nach meiner Diagnose noch etwas schwierig zu verkraften. Damals habe ich mich noch sehr stark mit meiner Krankheit auseinandergesetzt und mich dazu zwingen müssen, sie zu akzeptieren. Mir blieb nichts anderes übrig, als das Gluten den Gästen direkt zum Fraß vorzuwerfen. 

Ich freue mich, endlich eine Zölifreundin zu haben und mich darauf verlassen zu können, dass auch meine anderen Freunde, genau wissen, was ich essen kann und was nicht. 

Wie feiert ihr euren Geburtstag? Bietet ihr euren Gästen auch glutenhaltige Speisen an?