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Vor 13 Jahren von Kati Kommentare: 1

Bier - nein, danke.

Ich bin Westfälin und trinke gerne Bier. Doch das ist jetzt leider nicht mehr so einfach wie früher. Am ersten Weihnachtstag nach meiner Diagnose bin ich zu hause geblieben. Meine Schwestern, Freunde und ehemaligen Klassenkameraden gingen ohne mich "Stephanus steinigen". Das ist ein alter Brauch bei uns in Münster - jeder steckt sich einen kleinen Stein in die Hosentasche, den er auf Nachfrage vorzeigen muss. Hat jemand keinen Stein, gibt er eine Runde aus. Es geht also ums Trinken - vor allem Bier.

Weihnachten 2009 war ich wieder dabei. Immer wenn mir jemand ein Bier ausgeben wollte, musste ich entweder dankend ablehnen oder aus dem Bier eine Weinschorle oder einen Gin Tonic machen. Auf den fragenden Blick erzählte ich die Kurzfassung meiner Krankheit. Ich wollte nicht zu den Frauen gehören, die anderen gerne auf der Tasche liegen. Eingeweihte drückten mir im Verlaufe des Abends ungefragt das ein oder andere Glas in die Hand und zwinkerten mir wissend zu.

Als mich letztens eine Freundin in Hamburg besuchte, kam es an der Theke zum Eklat. Sie bestellte sich ein Bier. Ich erkundigte mich nach einem Cider - schließlich waren wir in einem Pub. Die Kellnerin musste mich leider enttäuschen, Cider war ausverkauft, ob ich auch ein Bier wollte. "Nein, ich kann kein Bier trinken, ich nehm dann einen Gin Tonic" entgegnete ich ihr.

Wenige Minuten später warf meine Freundin mir vor, geltungssüchtig zu sein. Sie behauptete ich hätte auch einfach sagen können, Bier schmecke mir nicht. Das meinte sie ernst. Die Tatsache, dass ich andere in die Sache reinzuziehen versuche, sei ein eindeutiges Zeichen dafür, dass ich die Krankheit noch nicht verdaut hätte. Das machte mich wütend. Ich sollte also lieber Lügen und mich in die Schublade eitler Weintrinkerinnen stecken lassen als zur Zöliakie zu stehen und auf Nachfrage der Kellnerin die Krankheit zu erklären? Vielleicht würde demnächst ein weiterer zöliakiekranker Kunder vor ihr stehen, der sich dann nicht mehr erklären müsste.

Wie seht ihr das? Betreibt ihr in Restaurants und Kneipen gerne Aufklärungsarbeit oder bestellt ihr heimlich um Brot und angedickte Soßen herum, um eure Ruhe zu haben?

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Johanna Ohja....das kenne ich sehr gut.
Ich muss sagen, dass ich es mal so, mal so mache.
Manchmal habe ich Lust, die Krankheit zu erklären und an anderen Tagen bin ich selber mal wieder so von der Krankheit angenervt, dass ich der Einfachheit halber einfach nur drumheru lüge.
Allerdings finde ich es nicht fair, dass andere uns Zölikranken sagen wollen, wie wir das zu machen haben.
Ich denke, da muss jeder schon für sich selber sorgen, denn Nichtzölis wissen einfach nicht, wie es ist.... Vor 13 Jahren

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Dieser Artikel wurde von Kati geschrieben

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