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Vor 11 Jahren von Nina Kommentare: 3

Und das Zauberwort lautet… free from!

Als Zöli geht es einem in Großbritannien im Vergleich zu Deutschland gut. Sehr gut. Ich weiß noch, wie ich 2009 nach meiner Diagnose stundenlang durch Münsteraner Supermärkte geschlichen bin, und immer wieder alles, was ich in der Hand hatte, zurück ins Regal gelegt habe, weil ich einfach nicht wusste, ob das jetzt wirklich glutenfrei ist oder nicht. Hier müssen neu Diagnostizierte sich solche Fragen zum Glück nicht stellen.

Wer in einen englischen Supermarkt geht, schaut einfach hoch an die Decke, sucht auf den über den Gängen angebrachten Schildern gekonnt nach den Worten „Free From“ (oft in der Nähe des Abschnitts für „World Foods“) und zack, steht man vor einem Regal, dass dem deutschen Zöli die Augen größer werden lässt. Generell gilt: Je größer, desto besser, aber auch die kleinen Sainsbury’s und Tescos in den Innenstädten, die in etwa vergleichbar mit Rewe City-Filialen sind – also teuer, aber praktisch -  haben oft ein Regalbrett für Glutenfreies. Denn statt vakuumverpacktem Brot und was man sonst noch so aus deutschen Reformhäusern und Biosupermärkten kennt: Glutenfreies Pita-Brot! Müsliriegel! Toastbrötchen! Diverse, leckere Sorten Cornflakes und Frühstücksmüslis – von unterschiedlichen Firmen! Kuchen! Kekse! Xanthan Gum! Glutenfreies Bier, oft in verschiedenen Sorten! „Genius Bread“ (das wirklich zu Recht so heißt)! Je nach Jahreszeit Weihnachtsgebäck, etc.! Ein Angebot, bei dem ich immer hoffe, dass es in deutschen Supermärkten in fünf bis zehn Jahren vielleicht ähnlich aussieht. Mein Freund sagt nicht zu Unrecht halb genervt und halb belustigt, dass es mit mir unglaublich lange dauert ‚mal eben‘ einzukaufen. Aber nicht aus dem Grund, dass ich lange suchen muss; eher deshalb, weil ich mich noch immer kaum von den wunderbaren Free From-Shelves losreißen kann…

Aber auch bei allen anderen Lebensmitteln besteht Klarheit – und das sind ja für gewöhnlich gerade diejenigen, denen man als Neuling plötzlich komplett misstraut. Denn hier gibt es vorne, ja genau, dick und fett vorne auf jeder Packung den „Allergy Advice“. Oft in auffälligem Pink gehalten wird noch der letzte Zweifel ausgeräumt bzw. Offensichtliches bestätigt, wie die Tatsache, dass Frischkäse Milch enthält. Aber darüber zu schmunzeln ist besser als Neu-Zölis verzweifeln zu sehen. Dass es dem allergiebewussten Einkäufer so leicht gemacht wird, man praktisch gar nicht wissen muss, was Gluten eigentlich ist und wo es sich typischerweise versteckt, hat großartige Konsequenzen: Wenn mich jemand hier bekocht, kann er das, auch ohne Ökotrophologe oder sonderlich ernährungsbewusst zu sein! Das Wort ‚glutenfrei‘ und selbst ‚Zöliakie‘ ist den Leuten dadurch hier viel eher ein Begriff. Aber dazu ein andermal mehr…

Wart Ihr im Vergleich zu dem was Ihr aus Deutschland gewohnt seid auch überrascht, wie breit das Angebot in englischen Supermärkten ist? Esst Ihr dadurch mehr Ersatzprodukte statt ‚natürlich‘ glutenfrei zu kochen?

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Nina Klasse, danke euch beiden! Dann weiss ich schon mal, wo ich das naechste Mal hingehe, wenn ich in London oder Cambridge bin!
Zum Thema 'Essen gehen' will ich auch noch schreiben und euch ein paar meiner Entdeckungen ans Herz legen, aber ihr habt die Sache schon gut auf den Punkt gebracht - viele Speisekarten sind nicht nur mit 'v' fuer vegetarisch, sondern auch 'gf' fuer glutenfrei usw. gekennzeichnet. Und die meisten Kellner haben's sonst auch absolut drauf! :) Vor 11 Jahren
Dani Ich war die letzten zwei Tage in London und Cambridge unterwegs - ohne Stress, weil ich weiß, wie gut ich in UK aufgehoben bin. Das 'frische' Sandwich von Tesco war geschmacklich zwar eher grenzwertig, aber es gab es einfach so zu kaufen. Und auch bei den Restaurants hatte ich zweimal Glück. Sehr empfehlen kann ich Cotto Italian Restaurant in Waterloo. Der Besitzer, Nino, ist selbst Zöli und backt das leckerste gf Brot, das ich je gegessen habe. Außerdem sind fast alle Gerichte auf der Karte auch gf zu haben. Keine food boutique, sondern gutes italienisches home cooking. In Cambridge war ich bei Côte Brasserie, die auch sehr gut Bescheid wussten. Und meinem Jüngsten habe ich frische gebackene gf Muffins von Muffinski (Covent Garden) mitgebracht, in so leckeren Sorten wie Weiße Schokolade/Himbeere :) Vor 11 Jahren
Lisa Maria Koßmann Mir ist auch aufgefallen, dass es in England wesentlich mehr Angebot gibt. Besonders gefreut habe ich mich, dass einige Restaurants in London auf ihrer Speisekarte Gluten- und Laktosefreies anbieten, beispielsweise die Pizzeriakette Bella Italia oder die Asia-Food-Kette wagamama. Beide sehr lecker und empfehlenswert. Vor 11 Jahren

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Dieser Artikel wurde von Nina geschrieben

Hey! Ich bin Nina, die Schwester von Kati. Seit 2009 weiß ich, dass ich Zöliakie habe. Vielleicht hätte es noch viel länger gedauert, bis ich zum Arzt gegangen wäre, wenn nicht Kati ein Jahr vorher diagnostiziert worden wäre. Trotzdem habe ich noch Monate lang mit mir gekämpft und gezweifelt – ich bereue heute sehr, nicht schneller zum Gastroenterologen gegangen zu sein! Ich wohne inzwischen im Norden Englands und erkläre Euch von nun an im regelmäßig unregelmäßigem Abstand das glutenfreie Leben auf der Insel. Damit sollen Katis Blog und die Gasteinträge passend ergänzt werden – eben speziell für Deutsche, die es auch auf die Insel zieht, sei es für einen Urlaub, ein Semester, oder das ganze Leben! 

 

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