Bierprobe in San Francisco
Zöliveranstaltungen sind komisch. Anders als bei normalen Clubs und Vereinen, in denen man gemeinsame Interessen und Hobbies hat, verbindet Zölis "nur" die Krankheit.
20 Uhr. Irgendeine Feier mit Buffet. Jemand bietet mir ein Bier an, ich lehne ab. Dann ein belegtes Brötchen. Nein, danke. Stattdessen belade ich meinen Teller mit Salat, Gemüse und Fleisch ohne Soße. Meine Begleitung schaut mich fragend an. Ich hole tief Luft und erkläre dann schnell, was Zöliakie ist, was man nicht essen darf, nein, auch nicht probieren, und wenn doch, dann renn ich aufs Klo, aber ist nicht schlimm, guck mal hier, das ist meine Webseite http://glutenfreiheit.org/ - da kannst du dann noch mehr erfahren. Das Thema ist für mich nun erledigt und ich widme mich meinem Teller. Plötzlich kommt jemand von der Seite. „Ich vertrage auch kein Gluten. Aber den Kartoffelsalat können wir essen," flüstert sie verschwörerisch und schiebt ihren halben Kartoffelsalat auf meinen Teller. Danke. Den ganzen Abend helfen wir uns gegenseitig aus. Die eine fragt die Kellnerin, ob die Mousse au Chocolat selbstgemacht ist, die andere organisiert schon mal Weinnachschub.
Andere Party. Diesmal gibt es leider keine glutenfreien Ausweichmöglichkeiten. Ich bin froh, dass ich vorhin schon vorsichtshalber ein bisschen gegessen hab und eine Pommes auf dem Heimweg lässt sich bestimmt auch organisieren. Während sich die anderen die Bäuche vollschlagen, widme ich mich der Bar. Und treffe auch dort wieder auf Gesellschaft. „Auch Laktose?" Ich schüttel den Kopf: „Gluten." Mein Gegenüber nickt wissend. Dann prosten wir uns zu. Er Bier, ich Wein. Dabei habe ich wohl ein bisschen zu nostalgisch auf sein Bier geschaut. Schnell entpuppt sich eine Diskussion, was schlimmer ist: Nie mehr Cornflakes und Käse oder Pizza und Bier. Ich denke, ich lieg ziemlich weit vorne. Nur, dass Sojamilch gewöhnungsbedürftig ist, darauf können wir uns einigen. Buchweizenkuchen schmeckt allerdings auch erst mal anders.
Wochenende. Ein Freund hat eine Überraschung für mich geplant. Wir gehen Burger essen. Ich bin misstrauisch, bis er die Tapiokabrötchen hervorzaubert. Ich erinnere mich an meine Endlosdiskussionen mit dem Schichtleiter von Mc Donald's. Bei Chez Maman freut sich der Besitzer allerdings über meine Eigeninitiative, nimmt ein Burgerbrötchen in seine Obhut und toastet es für mich in einer sauberen Pfanne. Als ich danach frage, ob es in seinem französischen Bistro auch Galette aus Buchweizenmehl gibt, verneint er. Der Teig sei halb und halb. Er selbst könne die Crepes auch nicht essen, da er eine Buchweizenallergie hat. Zum Abschied sagt er, dass er mich so schnell nicht vergessen wird. Seit er Chez Maman besitzt sei noch nie jemand mit seinen eigenen Brötchen vorbeigekommen.
Dieser Artikel wurde von Kati geschrieben
Zöliveranstaltungen sind komisch. Anders als bei normalen Clubs und Vereinen, in denen man gemeinsame Interessen und Hobbies hat, verbindet Zölis "nur" die Krankheit.
Kalifornien ist bekannt für gesundes Essen. Nur mit einer Notration Knäckebrot trat ich also meine Reise über den großen Teich an. Die ersten Tage waren allerdings schwieriger als ich dachte.
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