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Martina Münch

Vor 13 Jahren

Martina Münch, Ministerin für Bildung, Jugend und Sport in Brandenburg, hat uns ein Interview gegeben.

»Es gibt nicht den geringsten Grund, in Panik zu verfallen. «

Wann wurde Zöliakie bei Ihnen diagnostiziert?

Zöliakie wurde bei mir vor 18 Jahren diagnostiziert nach der Geburt meines zweiten Sohnes - Probleme hatte ich aber schon lange davor.

Was war Ihre erste Reaktion?

Meine erste Reaktion war einerseits Erleichterung, dass ich endlich wusste, was mit mir los war und andererseits hatte ich aber auch den Eindruck, dass mir der Boden unter den Füßen weggezogen wurde und ich keine Ahnung hatte, wie man ohne Mehl leben kann - ich bin dann als nächstes ins Reformhaus gegangen und habe mir alles gekauft, was es da an glutenfreien Produkten gab- das war damals sehr viel weniger als heute! Meine Begeisterung hielt sich in Grenzen, aber gleichzeitig stieg meine Motivation, mich da richtig reinzuknieen, da es mir mit Beginn der Diät schlagartig besser ging.

Welches glutenhaltige Produkt vermissen Sie am meisten?

Leider weiß ich ja, wie gut "echtes" Brot schmeckt! Am meisten vermisse ich Vollkornbrot und Brötchen, aber auch Pizza oder "richtige" Nudeln, v.a. Vollkornprodukte - aber mit der Zeit wird man schon "tapfer" und freut sich über die mittlerweile große Auswahl an Produkten - das Brotessen habe ich mir aber doch etwas abgewöhnt...

Wie gehen Sie heute mit der Krankheit um?

Heute gehe ich ziemlich entspannt mit der "Krankheit", die für mich keine ist, um. Ich weiß, was ich essen kann, nur wenn ich unterwegs bin, muss ich daran denken, mir etwas mitzunehmen. Ansonsten lebe ich so, als ob ich keine Zöliakie hätte und fühle mich völlig gesund. Es gab bei mir nochmal eine Neuauflage des Umgangs mit der Krankheit, als bei meiner 13-jährigen Tochter ebenfalls Zöliakie diagnostiziert wurde. Da waren wir beide etwas selbstmitleidig - mittlerweile merken wir aber auch, dass es durchaus Vorteile hat, wenn wir für uns beide separat kochen oder miteinander etwas teilen, was exklusiv für uns ist.

Was raten Sie Frischdiagnostizierten?

Ich würde Menschen mit der neuen Diagnose sagen, dass es in jedem Fall gut ist, zu wissen, was mit dem eigenen Körper los ist. Und dann gibt es nicht den geringsten Grund, in Panik zu verfallen. Man muss sich etwas umstellen und sich mit Ernährung gründlich beschäftigen. Das ist aber alles sehr gut machbar und nach kurzer Zeit hat man die Grundregeln fest im Griff. Und die absolute Motivation und Belohnung ist die, dass man sich mit Diät wieder gut fühlt und praktisch gesund und leistungsfähig ist!

Dr. Martina Münch

Ministerin für Bildung, Jugend und Sport in Brandenburg

Dr. Martina Münch, geboren 1961 in Heidelberg, Medizinstudium 1980-1987, von Beruf Ärztin, verheiratet, 7 Kinder. Seit 1995 wohnhaft in Cottbus. Seit 2004 Landtagsabgeordnete für die SPD in Brandenburg, seit 2009 Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur, seit Februar 2011 Ministerin für Bildung, Jugend und Sport.